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Waldorfschulen in Bayern
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Allgemeines
Waldorfschulen, die auch unter dem Namen Rudolf-Steiner-Schulen
bekannt sind, sind alternative Schulen, deren pädagogisches Programm
auf einer reformpädagogisch-esoterischen Theorieschule basiert, die zu
Beginn des 20. Jahrhunderts von dem österreichische Theosophen und
Esoteriker Rudolf Steiner begründet wurde und die seitdem in weiten
Teilen der Welt weitergeführt und weiterentwickelt wird. Grundlage
dieser pädagogischen Theorie ist sie sogenannte Anthroposophie, eine
esoterische Lehre, die den Menschen über seine Verbindung zum
Übersinnlichen zu definieren versucht.
Derzeit existieren etwa eintausend solcher Schulen, davon etwa siebzig
Prozent im europäischen Raum. Die meisten Waldorfschulen gibt es in
Deutschland (ca. ein Fünftel aller Waldorfschulen weltweit). Die
bekanntesten in Bayern sind die in München und Nürnberg. |
Menschenbild, Philosophie und didaktisches Konzept
Die Grundidee der Waldorfschulen besteht in einer Erziehung, die sich
nicht an den Anforderungen orientieren soll, die Gesellschaft,
Arbeitswelt und Wirtschaft im späteren Leben an die Heranwachsenden
stellen, sondern einzig auf die Bedürfnissen der Kinder selbst
gerichtet ist. Neben den geistig-kognitiven Fähigkeiten sollen auch
die kindlichen Emotionen und die Willensbildung Gegenstand des
pädagogischen Handelns sein. Damit wird ein ganzheitlicher Ansatz
postuliert. Entsprechend dem Alter und dem Entwicklungsstand soll
jedem Kind eine individualisierte Erziehung zuteil werden. Es werden
also weniger konkrete Lernziele formuliert, wie dies an Regelschulen
üblich ist, sondern jedes Kind soll in die Lage versetzt werden, sich
entsprechend seiner persönlichen Interessen auszuleben. Der Förderung
der intellektuellen Fähigkeiten wird damit kein Vorrang vor der
Ausbildung der künstlerisch-kreativen und handwerklich-gestalterischen
Fähigkeiten eingeräumt.
Der Unterricht an den Waldorfschulen wird rhytmisiert, das bedeutet,
dass im Laufe der Tage, Wochen und Jahre feste Rituale eingehalten
werden. Auch die Lernumgebung wird intensiv ausgestaltet. So spiegelt
sich die anthroposopische Lehre des Menschen sogar in der Architektur
der Schulgebäude wider: Hier werden scharfe Ecken und Kanten
vermieten, organische Formen und warme Farbtöne herrschen vor. An
Waldorfschulen ist ein fächerübergreifender Epochenunterricht Praxis,
der im scharfen Gegensatz zu den fest umrissenen Schulfächern in
Regelschulen steht. Es gibt auch keine festgesetzten Lernziele - der
Lehrer selbst soll erkennen, was seine Schüler lernen wollen. Methode
und Inhalte des Unterrichts richten sich entsprechend auch nicht nach
dem Gegenstand, sondern sollen an die Bedürfnisse der Schüler
angepasst sein.
Auch findet keine Differenzierung statt: Die Leistung der Schüler wird
nicht bewertet, ein Sitzenbleiben gibt es nicht und Zeugnisse
existieren, zumindest bis zur Oberstufe, nur in Form von schriftlichen
Charakterisierungen, die zum Weiterlernen anregen sollen.
Rechtlicher Status und Finanzierung
Jede Waldorfschule ist eine autonome Organisation. Neu gegründet
werden Waldorfschulen nicht von einer zentralen Stelle, sondern auf
die Initiative von Eltern und Erziehern hin. Die Schulaufsichtsbehörde
prüft dann im Einzelfall, ob die Schulen als anerkannte Ersatzschulen
gelten dürfen. Finanziert werden sie durch Steuergelder und durch das
Schulgeld, das die Eltern zahlen.
Abschlüsse
Die Abschlüsse, die an Waldorfschulen angeboten werden, sind die
gleichen wie an Regelschulen, wobei die Abschlüsse selbst nicht immer
staatlich anerkannt sind (Informationen geben im Einzelfall die
Schulen selbst). Eine volle Integration in das Bildungssystem in
Bayern ist also noch nicht erfolgt.
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